Montag, 9. Januar 2012

Ein Marlin namens Marlin

Vor ziemlich genau einem Jahr bat mich ein Freund um ein Bild in seiner von ihm und seiner Freundin neu bezogenen Wohnung. Er ist der größte Fischspezialist, den ich kenne und wünschte sich deshalb einen Marlin.
Einen Marlin?! dachte ich mir. Wie sieht der denn überhaupt aus? Aber er belieferte mich mit Bildern aus dem Netz, aus denen ich mir Skizzen machte. Im ICE auf der Fahrt von München nach Hamburg. Übrigens dauert es gute 5:30h für diese Strecke, während man von München nach Berlin knappe 6h fährt. Schon erstaunlich.
In Hamburg angekommen, haben wir erstmal einen dreistündigen Ausflug zu boesner unternommen: Zweieinhalb Stunden Fahrt, eine halbe Stunde Farbenkauf. Ich verwende am liebsten die Acrylfarben der Hausmarke - sie sind leuchtend, lichtecht, günstig, und für diese Zwecke absolut ausreichend. Am ersten Abend habe ich Skizzen an die Wand gezeichnet und mit dem rechten Fischschwarm begonnen. Ich fand ja, es sollten Makrelen sein - Simon war der Meinung, sie sähen aus wie Sardinen. Whatever. 
Notiz an mich selbst: Fang immer erst mit dem Hintergrund an, egal, wieviel du schon malen willst. Die kleinen Fische sollten heller bleiben als das spätere Wasser, deshalb hatte ich mit ihnen angefangen. Das machte es später leider umständlicher, den Hintergrund halbwegs gleichmäßig aufzutragen...
Nach einer herrlichen Nacht auf dem Hamburger Kiez ging es am nächsten Tag mit dem Wasser-Blau weiter. Wir haben insgesamt drei Blautöne gekauft, von denen ich zwei mit dem einzigen Grünton sehr flüssig angemischt habe, um die Farbe dann schnell aufzutragen - um sichtbare Lasurkanten möglichst zu verhindern. (Fast) alle Unregelmäßigkeit stammt dann nur noch vom Hintergrund - Rauhfasertapete, in diesem Fall. 
Weil die Farbe relativ so dünn war, trocknete sie ziemlich schnell, und ich konnte mich ziemlich gleich an den großen Fisch machen. Für ihn verwendete ich hauptsächlich den dritten Blauton, Indigo. 
Küchenkrepp benutze ich vor allem zum Wischen und Tupfen und zum Auffangen von Farbnasen. Und vor allem, um Farbe aufzubewahren: Nachdem der zweite Tag vergangen war, brauchte ich noch das Blau fürs Wasser, das ich in einer Schüssel angerührt hatte. Über die Schüssel lege ich in diesem Fall mehrere Lagen von feuchtem Küchenkrepp. Für einen Tag reicht das auf jeden Fall. 
Am dritten und letzten Tag bekam der Marlin sein Auge, die Makrelen-Sardinen reichlich Details, und der ganze Verein oben drauf eine Wasseroberfläche... 
...und unten drunter eine Signatur. Und einen Cirolaniden. Mittlerweile war ich fast wieder gesund - ich hatte mir noch vor der Fahrt eine schöne Erkältung eingefangen (Moment... déjà vu...) und die jetzt gegen einen nicht weniger schönen Muskelkater im linken Oberarm eingetauscht. 
Und - fertig! Kann es sein, dass man jetzt zum ersten Mal die Relationen sieht? Die Fläche hatte etwa 2,20x2,10 Meter. Alle Kanten hatte ich vorher mit Malerkrepp abgeklebt - auch, wenn es im Laufe des Prozesses aufweicht und sich löst, lohnt es sich absolut und spart einem eine Menge Putzen hinterher. Auf dem Boden war die ganze Zeit Zeitung ausgebreitet, und das Wasser habe ich dem Rücken zuliebe auf einen Hocker gestellt (mein Rücken hats wirklich gedankt - allerdings, noch eine Notiz an mich, sollte man die Schale über Nacht unbedingt kippsicher verstauen. Oder leeren. Oder wenigstens mit frischem Wasser füllen, das im sprichwörtlichen Fall der Fälle keine Flecken auf den Wänden hinterlässt...). Alles in allem war es ein großer Spaß, und nach drei Tagen Pinselei und Hamburger Herumgetanze bin ich glücklich und zufrieden wieder zurück nach München gefahren :) 

Nighttime... ...Daytime!

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